„Lebendiger Austausch“ von Richard Rabensaat 2019

Schloss Wiepersdorf inspiriert Künstler zu ganz verschiedenen Werken
Als einen Ort der Inspiration und des künstlerischen Austausches beschreibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Schloss Wiepersdorf. Seit 2006 war die Stiftung der Rechtsträger des Hauses, jedoch wurde die Trägerschaft im Jahre 2018 beendet.
Bis zum vergangenen Jahr garantierte die Stiftung, dass dort die Tradition fortgesetzt wurde, die mit dem Anwesen und den berühmten Ahnherren des Hauses verknüpft ist. Das heraus ragende Dichterpaar der Romantik: Achim von Arnim und Bettina Brentano heirateten im Jahre 1811 und wohnten ab dem Jahre 1814 nur für drei Jahre gemeinsam auf dem Familiengut der Arnims. Dann aber zog Bettina Brentano nach Berlin, ohne dass sie sich jedoch von Achim von Arnim trennte. Die beiden lebten fortan an verschiedenen Orten, waren sich aber offensichtlich weiterhin recht zugetan. Denn aus der Ehe gingen immerhin sieben gemeinsame Kinder hervor. Schon im Alter von 50 Jahren verstarb Achim von Arnim, der bis dahin allerdings schon ein bedeutendes literarisches Werk geschaffen hatte.
Bettina Brentano, bzw. von Arnim war wohl bis zum Tod ihres Mannes ganz erheblich mit ihren Kindern beschäftigt. Dennoch engagierte sie sich in Berlin sozial und für die Literatur. Erst nach dem Tod ihres Ehemannes trat sie auch verstärkt mit eigenen literarischen Arbeiten an die Öffentlichkeit. Die literarischen Werke und die zwischen Schloss Wiepersdorf und Berlin gewechselten Briefe des Dichterpaares haben die deutsche Literaturgeschichte geprägt und sind auch heute noch für Nachwuchsschriftsteller maßgeblich. Heute wäre es wahrscheinlich eine Facebook- und Skpe Ehe.
Das Schloss ist ein Ort des Austausch der Künste. Zwischenzeitlich allerdings war es für einige Zeit ein Hotel, sein Bestand zeitweilig wegen drohenden Verfalls nicht sicher.
Im vergangenen Jahr war die Zukunft des Künstlerhauses ungewiss. Die Stiftung zog sich zurück, das Land Brandenburg konnte sich nicht so recht entschließen, die Trägerschaft zu übernehmen. Am 31. Juli 2018 wurde das Künstlerhaus auf unbestimmte Zeit geschlossen. Es ging um Geld. Auch sollte das Haus saniert werden. Erst im Jahre 2020 wird die Sanierung abgeschlossen sein. Nun hat sich das Land entschlossen, von dem Jahr 2020 an jeweils 720.000 Euro für die Künstlerresidenz zur Verfügung zu stellen.
Daher lag das Thema der künstlerischen Installation von Ludwig Schmidtpeter aus dem vergangen Jahr in Schloss Wiepersdorf nahe: Geld war das Thema.
Bei der Performance Künstlerin Ulrike Rosenbach hat Schmidtpeter bis 2001 an der Hochschule für bildenden Künste Saar studiert. Die Installation, die er während seines Stipendienaufenthaltes geschaffen hat, trägt den Titel Minimax. Der Titel kann auf die Worte Minimum und Maximum bezogen werden, was die Geld- und Vermögensmaximierung meint. Zudem ist er eine Inanspruchnahme der Firmenbezeichnung eines in der Installation verwendeten Feuerlöschers.
„Mein Aufenthalt stand unter dem Stern der ungewissen Trägerschaft des Schloss Wiepersdorf als Künstlerhaus. Dies führte zu einer traumatischen Belastungsstörung,“ erläutert der Künstler. Ausgangspunkt des künstlerischen Werkes sei der Versuch gewesen, mittels einfacher druckgrafischer Verfahren „persönliches Geld“ zu drucken. Hierzu zeigt der Künstler in der Ausstellung einen entsprechenden Druck, dessen Wellenlinien das Muster eines Fingerabdrucks nachbilden. Darauf prangt ein roter Punkt. Das sei eine Referenz an den Titel eines der Werke von Beuys: „Zeige deine Wunde“. Die weiteren Drucke zeigen mechanistisch anmutende Muster. Es sind die vergrößerten Abbildungen von Computerchips, die auch in der heutigen Börsenwelt eine maßgebliche Rolle spielen.
Josef Beuys und André Kostolany nennt Schmidtpeter als Bezugspunkt seiner Arbeit. Für Beuys war Kunst Kapital, das er auch blendend zu versilbern wusste. Ranziges Fett und verrosteten Draht verwandelte der Künstler in pures Gold. Der Börsenspekulant André Kostolany hingegen kommentierte das Börsengeschehen und war viel gefragter Fachmann zu Bewegungen des Finanzmarktes. Sein Einkommen verdankte er vorwiegend seiner publizistischen Tätigkeit und seinem kommunikativen Talent.
Bei der vielgestaltigen Installation in Schloss Wiepersdorf von Ludwig Schmidtpeter waren ein Feuerlöscher, Geldscheine, ein roter Faden, der das Auf und ab der Börsenbewegungen symbolisierte und allerlei anderes Gerät zu sehen. Auch Fotos von Beuys und weitere Linoldrucke tauchen auf und vermitteln so einen installativen Eindruck zum gewählten Thema, der durchaus an die Handschrift des selbst ernannten Hutschamanen Beuys erinnert.
Die Zukunft des Künstlerhauses Wiepersdorf scheint gesichert. Schriftsteller, Bildende Künstler, Komponisten und Publizisten sollen auch künftig dort als Stipendiaten in einen Austausch treten. Es finden Werkpräsentationen und andere Veranstaltungen statt, an denen die aktuelle Produktion der Künstler zu sehen ist. Häufig stehen die von den Stipendiaten produzierten Werke in Beziehung zu dem Ehepaar der Romantik und der wechselvollen Geschichte des Hauses, das aber nur für Achim von Arnim ein ständiges Heim wurde.
Wenig heimelig zeigt sich die Zeichnungsserie von Anna Krautenburger, die dennoch „Cocooning betitelt ist. Zu sehen sind Elemente, die in einer reduzierten Zeichensprache aufs Blatt gebracht sind. Cocon hat sie eines der gezeichneten Blätter genannt. Möglicherweise handelt es sich um Cocons von Raupen handelt oder um Dinge aus ihrem privaten Umfeld, die Krautenburger deshalb mit der Nähe eines Cocons assoziiert. Es gehe ihr darum, mit der Form ein Gefühl der Einsamkeit, des sich Verschließens, aber auch der Geborgenheit zu vermitteln. Auf einem Foto sind die gleichen Cocons, die Krautenberger aus Papier geschaffen hat, zu sehen. Es ist ein mehrfach belichtetes Winterbild. Irgendwann werde der Winter enden und die Pflanzenwelt im Frühling wieder aufbrechen, so Krautenburger. Auch dafür stände das Symbol des Cocons.
Krautenberger studierte bis 2011 an der Hochschule für Bildende Künste in Saarbrücken bei der Performance Künstlerin Ulrike Rosenbach. Wie auch ihre Lehrerin hat sich Krautenburger nicht auf ein Medium festgelegt, sondern experimentiert mit verschiedenen Materialien wie Zeichnung oder Foto.
An die Zeit der Brentano und Achim von Arnims erinnern möglicherweise die Illustrationen von Catrin Raber. Schlicht als „Buchillustrationen“ betitelt, ist darauf Federvieh zu sehen. Hühner, die teils flattern, auf der Stange hocken oder auch in altertümliche Gewänder gekleidet sind. Benannt sind die Figuren „Sehnsucht“ und „Mozart“. Im April und Mai des vergangenen Jahres hielt sich die Illustratorin auf Schloss Wiepersdorf auf. Nach einer Lehre zur technischen Zeichnerin und einem Gesellenjahr studierte Raber Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Trier, arbeitete in einem Multimediaunternehmen als freischaffende Diplom Designerin und machte sich dann Illustratorin selbständig. Für zahlreiche unterschiedliche Medien hat sie Illustrationen geschaffen, auch die gezeigten Arbeiten sind für ein konkretes Projekt gefertigt. Rabers Arbeiten zeichnen sich durch eine klar verständliche Bildsprache aus. Häufig sind Tiere der Ausgangspunkt ihrer Illustrationen.
Bei den gezeigten Arbeiten flattern Fledermäuse über verschiedene Gehöfte. Die Häuser erinnern an die Bauten rund um das Schloss, obwohl diese nicht direkt abgebildet werden. Sie dienten jedoch als Inspiration für die Zeichnungen. Raber arbeitet an einem Buch nach einer Erzählung von Hans Christian Andersen: „Es ist unglaublich aber wahr,“ so der Titel. Ein Huhn erzählt eine Geschichte, die am anderen Ende des Dorfes passiert sein soll. Die Geschichte wird von einem Ort zum anderen getragen. Mit jeder Weitererzählung steigert sich die Vorstellung und Fantasie des Hörers sowie des Erzählers. Ein Märchen, in dem es u.a. um Wissen, Glaube, Wahrheit und Wirklichkeit geht, das aufgrund von „Fakenews“ ein aktuelles Thema unserer Zeit ist, erläutert Raber das geplante Buch.
Weit weg von jeder Illustration bewegt sich Ludwig Kupfer.
Seine Blockreihe 2018-2019 genannte Serie von gemalten Ölbildern setzt sich mit „grundlegenden Aspekten der Malerei“ auseinander, so der Künstler. Die „essayistische Untersuchung der Farbe“ rücke bei seiner Malerei in den Vordergrund. Häufig in Form von geometrischen Elementen. In den vorliegenden Arbeiten finden sich Rechtecke. Kupfer schafft mit Ölfarbe Gemälde, die einfache Formen und eine reduzierte Farbigkeit zu einem Gesamtklang vereinen. Zwar handelt es sich um abstrakte Gemälde. Kein Gegenstand ist erkennbar. Aber die teilweise ineinander geschachtelten, abgebildeten Einzelteile lassen doch häufig eine Räumlichkeit entstehen, die an Gebäude oder architektonische Konstruktionen erinnert. So entsteht ein reizvoller visueller Klang, der auch durch die in verschiedenen Schichtungen aufgebrachte Farbe zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion oszilliert.
„Wiepersdorfer Trittgesellschaft“ betitelt Rheinhard Krehl seine Kombination aus zweidimensionaler zeichenhafter Arbeit und dazu gruppierten, gedichteten Texten.
Steinklee und Mohn gibt Kupfer als Ausgangselemente für auf dem Papier angebrachte Abdrucke an. Es handelt sich um die Drucke von Pflanzen, die Kupfer am Wegesrand aufgelesen oder gesehen hat und die er mit zeichnerischen Elementen kombiniert. In den Gedichten vermittelt Krehl einen lyrischen Eindruck vom Gesehenen.
„Mein Auftreten ist formgebend für meine Umgebung / meine Sohle streift über sandkraut / oder wegwarten / von rom bis paris / himmelsbläue begleitet mich /pflanzen folgen / geschwindigkeit spielt keine rolle / wegwarte ist voraus“ dichtet Krehl.
Die Pomenadologie, also die Lehre vom Gehen, spiele für seine Arbeiten eine wesentliche Rolle, so der Künstler. Und der Betrachter fühlt sich wenigstens assoziativ hineingezogen in den ruhigen Fluss des Gehens und Schlenderns durch die Natur, der mutmaßlich den Ausgangspunkt für das Werk bildet.
Florales ist auch der Bezugspunkt der Zeichnung Ingo Fröhlichs. Eine verschlungene Pfanzenlandschaft, zusammen gesetzt aus vielerlei Blättern, Stängeln, Blüten und Kelchen breitet sich invasiv über das Blatt aus. Was beim flüchtigen oder ganz nahen Hinsehen wie ein wüstes Gewimmel wirkt, entpuppt sich beim genauen Hinschauen als konzentrierte, aber mit lebhaften Strich gezeichnete Studie über die Unmöglichkeit der Eingrenzung floraler Dynamik. Immer wieder fasziniert den Künstler in seinen Arbeiten der Eigenrhythmus der Botanik, der sich aus der divergenten Blättrigkeit ergibt. Vorwiegend mit schwarzweißen Strichen und daraus entstehenden Zeichnungen studiert er die pflanzlichen Habitate.
In gleicher Weise wimmelnd und lebendig wirkt auch die Arbeit von Rieke Köster. Aus buntem, geschredderten Papier hat Köster auf sonnengelb leuchtender Fläche kreisrunde Einzelformen gruppiert, die jeweils von einem roten Rand umkränzt sind. „Hairy Field“ ist der Titel der Installation die sie auf Schloss Wiepersdorf gezeigt hat. . Darin formen sich geschredderte Papierstreifen zu einer Landschaft. Deren Detailaufnahmen wirken wie ein wogendes Meer aus Papierwellen. Das Interesse an Strukturen, an Rhythmen und und sich daraus ergebenden teils ornamentalen Mustern spiegelt sich darin. Ausgangspunkt war jedoch die Beobachtung eines Feldes in der Umgebung des Schlosses und der Pflanzen, die sich dort zusammen knäulten. Sie habe die Natur betrachtet: die Vögel, die Würmer, die Halme im Wind. Der Eingriff des Menschen in die Natur und das so geschaffene Erscheinungsbild spiegelten sich in der Installation. Auch auf die Zeichnungen hätten die Beobachtungen Einfluss gehabt, so die Künstlerin. Die Beschäftigung mit Farbtheorien, mit Malern wie Piet Mondrian hätten sie zudem inspiriert.
Im Ministerium zeigt sie eine Serie von Papierarbeiten, die sie teils mit einer experimentellen Drucktechnik geschaffen, teils mittels der Kombination verschiedener Zeichentechniken erstellt hat.
Ein Thema des Fotografen Sven Gatter ist der Strukturwandel im ländlichen Raum Ostdeutschland. Leerstehende und verwaiste, teilweise verfallene oder ganz eingestürzte Gehöfte haben ihn bei seinem Studienaufenthalt in Schloss Wiepersdorf beschäftigt. Sein Medium ist die Schwarz-Weiß Fotografie. Diese setzt er jedoch nicht in romantisierend verklärender Weise ein. Er nutzt sie als aktuelles Medium, um eine visuelle Distanzierung von der alltäglichen bunten Bilderflut zu erhalten und das Augenmerk auf eine präzisere Sichtung der konsistenten Gegenwart zu lenken. Diese äußert sich im isoliert hervor gehobenen Detail wie beispielsweise Mauerresten oder Bruchkanten. Häufig waren es Backsteinmauern, die den Fotografen inspirierten. Die so entstandenen Ansichten von Mauerresten bildet Gatter teilweise mit Styroporquadern nach. So verdoppelt er das Bild der abgebildeten Realität und hinterfragt deren Wahrhaftigkeit. Die Fotos der Styroporquader zeigt er in der Aussstellung.
Auch Marianne Gielen beschäftigt sich mit der Landschaft und deren Implikationen. Ein dichtes Gewebe aus roten und weißen Flecken, Strichen und Punkten hat Marianne Gielen in ihrem neuen Bilderzyklus geschaffen. Mit einer nuanciert austarierten Farbpalette lotet die Künstlerin mit einer abstrakten Formensprache die Möglichkeiten der Variation des klar eingegrenzten Farbspektrum von roten und weißen Farbklängen aus.
Durch die Beschäftigung mit den Werken Fontanes wurde Gielen erneut mit den Kriegsereignissen an den Seelower Höhen im Oderbruch konfrontiert, die ihr immer wieder in ihrem künstlerischen Schaffen- und Recherchen aufgefallen waren. An den Seelower Höhen fanden zum Ende des zweiten Weltkrieges heftige und verlustreiche Kämpfe statt, als die russische Armee auf Berlin zu marschierte.
Inspiriert von diesen kriegerischen Ereignissen schuf Gielen auf Schloss Wiepersdorf eine Bilderserie, die von blutroter Farbe dominiert ist.
Sich mit der Landschaft der Seelower Höhen auseinander zu setzten, bedeutete für die Künstlerin einerseits sich mit den Schriften Fontanes zu konfrontieren, andererseits sich auf das Historienbild als Genre zu beziehen. Anselm Kiefer hatte hier mit seinen Monumentalbildern „Märkischer Sand“ und „Märkische Heide“ gezeigt, dass dieses malerische Genre auch heute keineswegs obsolet ist. Wo also kann ein Ansatzpunkt für die Malerei bei der Reflektion über Landschaft sein, fragt sich Gielen. Die Antwort findet sie im rein Abstrakten.
Anklänge von Landschaften finden sich in den Arbeiten Gielens. Nicht in Form von Horizonten oder benennbaren Formen. Keine Bäume und Straßen sind zu sehen, aber ein Schlieren, Verwischungen, abgebrochen und aufgerissene Linien und Zeichnungselemente. Gelegentliche Unschärfen und eine Gliederung nach horizontalen und vertikalen Mustern erinnern an Wasserspiegelungen, an Baum bestandene Ufer, an Gras- und Schilfhalme, die vielleicht aus dem Wasser heraus ragen oder an dessen Rändern stehen. Allerdings dominiert die Farbe Rot in all ihren Schattierungen und Abstufungen die Bilder, was einem naturnahen Erscheinungsbild eher widerspricht, denn Rot findet sich in der Natur selten, aber doch bei Blumen oder bei einer Feuersbrunst, die vernichtet und zerstört.
Die Malerin Sibylle Prange geht hinaus in die Landschaft. Auch sie interessiert nicht deren romantische Verklärung, sondern deren essenzieller Wesensgehalt als morbide Struktur ehemaliger Nutzung oder präpotenter Ort künftiger Entwicklung. „Gelber Weg“ betitelt sie zwei ihrer Gemälde. Nicht nach Vorlagen oder konkreten Ansichten entsteht ihre Malerei, sondern aus der Erinnerung, erläutert ein erklärender Text. Während vieler Reisen an das Meer, in die Wüste, nach Palästina und viele unterschiedliche Gegenden der Welt fühlt sich Prange angezogen von der Unbestimmtheit einer von Menschen meist entleerten Landschaft. Tauchen Menschen auf, wirken diese eher zeichenhaft. Landschaft, die sich dem menschlichen Eingriff wieder entzieht und zu einem ursprünglichen, aber durch den Menschen verletzten Stadium zurück kehrt, sind die Reflexionsorte der Kunst Pranges.
Die Malerin Ulrike Seyboth hingegen hat sich vollständig vom äußeren Anschein entfernt. Mit bunten, fröhliche Farben und Schichtungen entstehen ihre Bilder. „Snow Track“, „Etude“, „Fragile“ sind Titel ihrer Malerei. Es zeigen sich bewegte, von schwunghaften Pinselduktus geprägte Farbflächen, in denen sich Lasuren, zeichnerische Eruptionen, Striche und Linien ausschnitthaft zusammen gefügte Element überlagern und zu einem lebhaften, in hellen Farben zusammen schwingenden Ganzen verdichten. Für ihre Arbeit in Schloss Wiepersdorf hat Seyboth mit ausgeschnittenen Papierformen experimentiert, die sie in einer schwebend leicht wirkenden Weise verknüpft. Aus der Ferne erinnert die Arbeit an den teils recht munteren und beschwingten Duktus des informellen Maler Cy Twombly. Maßgeblich sei für sie jedoch der Schaffensprozess, so die Künstlerin. Das Experiment mit dem Zeichenstift, der Farbe und dann auch das Collagieren der verschiedenen Elemente der Papierzeichnungen, das schaffe einen Raum für Spiel. Dies allerdings betreibe sie mit künstlerischem Ernst. Nichts solle Abbild sein, sondern sich im dynamischen Prozess verbinden und zu einer neuen Form finden. Auch ihr Ausgangspunkt jedoch sei die Natur, und das wechselvolle Miteinander verschiedener Farbwelten, Klänge und Kontraste darin. Aus der Erinnerung daran entstünden ihre dann geschaffenen Werke.
So zeigt sich, dass bei allen Künstlern die Natur das verbindende Element ist. Was auch nahe liegt. Schließlich kann vermutet werden, dass auch Achim von Arnim seiner Frau deshalb nicht in die Großstadt folgte, weil ihm das naturnahe Leben mehr behagte und er sich nicht dem Stress der Großstadt aussetzen wollte. Wie auch für die heutigen Stipendiaten das Schloss eine Möglichkeit zur Distanzierung vom hektischen Getriebe der Stadt bietet.