Virtuell – ein Thema
Der Kunstverein KunstHaus eröffnet eine Ausstellung
in Pandemie-Zeiten

von Richard Rabensaat

Eigentlich sollte die Ausstellung, die so heißt, auch „Kein Thema“ haben. Aber als Jens Milde, Vorstand des Kunstverein KunstHaus, seine Ausstellungsrede beginnt ist klar, dass die Corona Krise auch die mittlerweile fünfte Ausstellung unter dem Titel prägt. 49 Positionen versammelt der Kunstverein in seiner lichten Ausstellungshalle, dennoch ist der Raum vor dem J. Milde spricht, leer. Die Eröffnung findet zeitgemäß virtuell statt. Der Link dazu findet sich auf der Site des Vereins.
Der Stream beginnt. Die Technik bereitet zunächst Schwierigkeiten, funktioniert dann aber. Nach fünf Minuten verfolgen 67 Zuschauer den Stream, zwischenzeitlich steigt die Zahl der Zuschauer auf mehr als 80. Es ist ein Experiment. Auf der Site des Vereins finde sich in der kommenden Woche eine ausführliche Fotodokumentation und auch eine Videodokumentation, erklärt Strohe.
Zwar war kein Thema der Ausstellung vorgegeben, aber es ist naheliegend, neu entstandene Werke unter dem Blickwinkel der Pandemie zu betrachten. Die Schwarzweiß Fotografie von Monika Funke-Stern entstand schon 2017. Aber die dunkel auf den Betrachter zurollende Welle erscheint wie ein Menetekel für die gegenwärtige Situation. Auch Jan Beumelburgs Ölbild „Spring“ aus dem Jahr 2020 erhält unversehens eine symbolhafte Komponente. Eine Familie deren Mitglieder jeweils über den Rücken des Anderen Bockspringen. Das Geschehen erscheine als eine Übung, die noch nicht entschlüsselt werden könne, so die Kunsthistorikerin Rahel Strohe. Eine Ungewissheit, ein Gefühl der Beklemmung gehe mit dem an sich fröhlichen Geschehen einher. Verschiedene, verwobene Ebenen des Bildes erscheinen unversehens als eine Metapher für die gegenwärtige auch gesellschaftlich recht mehrdeutige Situation. Die Installation von Hubertus von der Goltz „Auf dem Weg“ entstanden 2020, bei der ein kleiner Mann auf einer geschwungenen Linie zu sehen ist, wirkt unversehens wie ein Hinweis auf eine Corona Kurve.
Während sich technische Probleme sicherlich beheben lassen, kann der unmittelbare Raumeindruck auf denen künstlerische Installationen wie das „Rollbild“ von Elisabeth Sonneck oder das „Stelzenhaus“ von Regina Roskoden angewiesen sind, virtuell nicht vermittelt werden. Von gemalten Bildern wie Marianne Gielens „Zerbrechlich“ vermittelt der Film einen Eindruck, in ihrer Zerrissenheit und Fragilität erfahrbar werden sie allerdings erst in unmittelbarer Anschauung. Mit Anmeldung allerdings kann die Ausstellung besucht werden. Die virtuelle Eröffnung gibt so zwar einen Einblick, kann aber den notwendigen unmittelbaren Diskurs nicht ersetzen.